Gänsehaut und Tränen kamen mir auf dem Balkon als ich den Konvoi mit Ambulancia, Polizei und Ordnungsamt mit Sirenen durchs Dorf fahren hörte. Alle im Dorf klatschten aus ihren Fenstern oder von den Balkonen.
Mich rührt diese Anteilnahme und Hilfsbereitschaft hier. Vielleicht bin ich auch sensibler als in normalen Zeiten. Ich bin dankbar für diejenigen, die weiterarbeiten, sich engagieren und sich der Ansteckungsgefahr aussetzen. Und es berührt mich, dass es den Nachbarn auch so geht. So verstehe ich das Klatschen. Man möchte etwas tun und Wertschätzung mitteilen. Und das gibt einem dieses zufriedene Gefühl, so wie Geschenke schenken einen selbst glücklich macht.
Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass viele sich engagieren und Wissen herschenken, freiwillig und kostenfreie Beratung anbieten oder für Ältere einkaufen. Wer übrigens noch rausgehen kann und sich engagieren möchte, könnte sich beim DRK oder bei den Tafeln melden, Blut spenden gehen oder im Supermarkt helfen. Aktiv sein schafft psychische Stabilität.
Mit dem Wissen, dass um mich herum teilweise katastrophale Zustände herrschen (die ja eigentlich immer irgendwo auf der Welt da sind!), fällt mein Erholungs-Sonntag nur schwerlich erholsam aus. Beschäftigt sein ist fast einfacher als verordnete Erholung oder emotionale Balkon-Unterbrechungen. Ja, ich habe den ganzen Sonntag mehrheitlich liegend verbracht, aber das Liegen alleine macht ja noch keine Erholung.
Zum Abschalten unterscheide ich gerne zwischen aktiver Erholung und passiver Entspannung. Aktiv erhole ich persönlich mich mit Sport, mit dem Aufbau eines Ikea-Schranks bei Freunden, mit einer Zaunbau-Hilfsaktion auf dem Hundeplatz oder zu lauter Musik tanzen. Gehirn und Körper machen etwas Neues und sind bestenfalls im Flow. Einem Zustand, wo wir einfach etwas tun, was wir gerne und gut tun. Für passive Entspannung brauche ich einen ruhigen Geist, eine Sauna, das Meer oder eine gute Massage. Mit emotional vollem Kopf und Körper ist es besser, erst auspowern und dann auf die Couch. Mir hat letztlich ein Buch die nötige Ablenkung gebracht, ein fiktiver Roman von einer Studenten-WG in Chemnitz. Maximal weit weg von meiner derzeitigen Situation.
Mit Emotionen, aktivem Erholen und Glücksempfinden wünsche ich euch weiterhin das gute Gefühl am richtigen Ort zu sein. Bis morgen, hasta la vista! (sagen übrigens nur Deutsche).
Das stimmt. Ich bin seit über einer Woche völlig ohne Kontakte und mache mir Sorgen um meine Eltern. Da ist es schwer zu entspannen und Ablenkung mit Buch ist eine gute Idee. Meistens telefonieren wir aber einfach und dann bin ich wieder etwas beruhigt. Danke liebe Stefanie für das Teilen deiner Erfahrungen, dann ist man nicht alleine damit. Bitte unbedingt weiter schreiben. Freundliche Grüße aus München!