Krise als Chance – Tipp 25

Wir sind mitten in einer Krise. Soviel steht fest. Eine Krise hat im Nachhinein betrachtet ein Ende. Eine sehr schlaue Supervisorin hat mir mal gesagt:

„Krisen gehen zu Ende, das ist das Gute an ihnen!“

Ich habe diesen Satz als Haltung oft mit in meine Arbeit genommen und das hilft.

In Krisen scheint unser Repertoire an Lösungsmechanismen nicht auszureichen, daher fühlt es sich wie eine solche an. Wir fühlen uns hilflos, machtlos und ideenlos. Ein Wendenpunkt für individuelle Wege, für die Wirtschaft, unsere Freiheit, unser Verhalten?

Aber was kann ich tun, wenn wir mittendrin sind und noch nicht absehen können, welche Veränderungen diese Zeit bringt? Welche kognitive Technik der „Gedankenbefragung“ mir die letzten Tage geholfen hat, beschreibe ich heute.

„Wir schaffen das“, wir schauen nach vorne, wir lenken uns ab, wir trauern und bedauern, wir leben. (Könnte fast von Herbert Grönemeyer sein, oder?) Okay, Musik hilft auch, denn die Texte und Melodien geben uns halt, Verständnis und Hoffnung.

Eine große Hilfe bekomme ich durch das persönliche Gespräch, also durch Beteiligung und durch Hoffnung. Das ist nicht nur meine empirische Erfahrung der letzten Tage, sondern auch erforschtes Wirkprinzip in Psychotherapien. Die Hoffnung vom Therapeuten, dass es dem Klienten wieder besser gehen wird, ist einer der wichtigsten Erfolgskriterien.

„Uns bleibt also nur die Hoffnung?“ – Nein, die Technik der Gedankenbefragung ist eine Art Relativierung. Ich löse meine eigenen „Wenn-dann…“-Verknüpfungen auf.
Und das funktioniert wie folgt:

Ich denke:
„Ich arbeite in keinem systemrelevanten Beruf, verdiene kaum mehr Geld und werde wohl in absehbarer Zeit verarmt sein.“

Dieser Zusammenhang ist für mich nachvollziehbar und absolut stimmig. (Sonst würde ich es ja nicht so denken.) Um mich in einen besseren Zustand zu bringen und freier, bereiter für die Bewältigung der Krise aufzustellen, gehe ich dem Gedanken nach und versuche alternative Überzeugungen zu finden, z. B.:

  • „Ich genieße immer noch die Freiheit in meiner Selbstständigkeit und kann mich gerade durch diese Krise neu positionieren und entwickeln.“
  • „Ich muss meinen Wunsch und Kompetenzen andere zu coachen nicht mit auf das Berufsleben beschränken, sondern kann (systemrelevanten) Helfern eine Unterstützung sein.“
  • „Ich kann mich auf mich verlassen und musste noch nie hungern.“
  • „Erst durch die Krise wurde mir bewusst, wie wichtig mir in meinem Job ist, dass ich andere in ihrer Entwicklung unterstütze.“ U.s.w.

Wenn du störende Überzeugungen und stressvolle Gedanken loswerden willst, übe mit einem Satz von Dir. Schreibe dir deine Überzeugung auf und

  1. finde Verallgemeinerungen, wie „immer“, „nie“, „jedes Mal“, „von Niemandem“,… und lasse diese weg oder drehe sie um ins Gegenteil.
  2. vertausche die Zusammenhänge, so dass zunächst etwas Absurdes aus dem Satz wird. Finde Gegenbeispiele.
  3. finde in all diesen neuen, absurden Gedanken und Zusammenhängen jeweils drei Beispiele in Deinem Leben, wie diese auch stimmen.

Mein komplett überarbeiteter Satz könnte dann beispielsweise heißen:
„Ich arbeite in einem systemrelevanten Beruf und werde immer genug Geld verdienen, um ein glückliches Leben zu führen.“
Ich finde ein bisschen Wahrheit darin und lächle milde. Und es geht genau darum: den Geist wieder sanft zu stimmen. Die Wahrheit ist relativ, besser gesagt, subjektiv. Aber meine Wahrheiten darf ich dazu benutzen, gut durch die Krise zu kommen.

Probiert es aus! Viel Offenheit, Neugier und Spaß dabei!

Der nächste Tipp für ein neues Kennenlernen der eigenen Beziehung ist schon in Arbeit! Bis dahin, bleibt gesund (vor allem im Kopf) !

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