Was genau vermisse ich an Berlin eigentlich? Meine Erinnerungen an Deutschland, insbesondere an Berlin, Frankfurt, Lübeck und Bayern, wo ich oft bin verblassen. Es kommt mir vor, als wäre ich eine Ewigkeit quasi nicht dort gewesen. Dabei sind es drei Wochen. Ich wollte ziemlich genau das machen, was ich gerade tue: Online arbeiten und dann Osterferien machen. Ostern liegt vor uns und damit noch weitere Tage mit Ausgangssperre. Die Tage gleichen sich und dadurch wird die Vergangenheit ein großer Klumpen, der die Sicht auf das Leben „vor Corona“ verstellt.
Die Tipps gegen den Lagerkoller werden extrem auf die Probe gestellt. Noch behalte ich die Oberhand und bin Gestalter meines Lebens. Das Gefühl, der Ausgangssperre ausgesetzt zu sein, mag ich mir nicht erlauben. Sich unfrei fühlen, keine Option. Im Gegenteil:
- (Spoiler) Ich gehe zum Sport OHNE dort hinzuhetzen und danach verschwitzt durch den kalten Berliner Wind zu Radeln
- ich schaffe mir neue, gesunde Routinen, wie regelmäßiges Kochen
- ich bin dankbar für viele Kleinigkeiten, die ich früher nicht gesehen habe
- im „Stresstest“ kommt mein unermesslicher Optimismus zum Vorschein (manche bezeichnen so etwas schon als Resilienz, aber das fände ich übertrieben) und
- ich tanze mehr durch die Wohnung, einfach so.
Und ich war heute in der Hasenheide (Berlin-Kreuzberg) im Fitness-Studio! Ein mega-entspannter Typ mit süddeutscher Spracheinfärbung sitzt schon 10 Minuten in einem Schneidersitz auf einer rosa Yogamatte, dass ich beim Zuschauen Schmerzen bekomme. Ich setze mich auf den Boden und lasse mich ein auf „Stretch & Relax“. Das passt zum Sonntag und ich muss noch nicht mal aus dem Hause dafür. Danke für einen Moment Berlin. Die Verbundenheit, die ein Live-Stream herstellt ist ungemein hilfreich!
Meine Erinnerung sagt, dass in Berlin Dinge möglich sind, die kaum irgendwo anders funktionieren. Ich liebe diese Freiheit und Unfertigkeit dort, diese Mischung von allem ein bisschen zu sein. Ein bisschen Großstadt und auch Dorf, international und provinziell, laut und leise.
Näher betrachtet geht es mir auch dort, wo ich bin sehr gut. Ich vermisse das alte Leben, aber wenn ich gerade herausfordern könnte, ob Berlin meine Versprechen erfüllt… Ich wäre enttäuscht. Ausgangs- und Kontaktsperre betrifft mittlerweile Alle, überall. Ich bleibe viel lieber gespannt auf Deutschland „nach Corona“. Mal schauen, was bleibt und welche ungeahnten Details verändern sich nachhaltig?
Ich bin gespannt, was von den neuen Mustern der Interaktionen bleiben wird. Ich hoffe, das Beste aus Beidem! Aber bis dahin gibt es hier noch einige tolle Tipps gegen depressive Stimmung während der Ausgangssperre!